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4. Ostersonntag, Lj C, 11.5.2025 – St. Bartholomäus Kirchenehrenbach – 40. Jahrestag der Priesterweihe von Pater Dominikus Trautner OSB

„Der Überraschungs-Mönch“

Die Feier des 40. Jahrestages der Priesterweihe von Pater Dominikus Trautner OSB aus der Abtei Münsterschwarzach – wenige Tage nach der Wahl von Papst Leo XIV. – war Domkapitular Clemens Bieber Anlass, in seiner Predigt, darauf hinzuweisen, dass die Menschen auf eine Botschaft warten, an der sie sich orientieren können. Er zitierte die ZEIT, in der die Papstwahl kommentiert wurde: „Hoffnungsträger einer verrückt gewordenen Welt“ Der zeitliche Zusammenhang von Papstwahl und Priesterjubiläum sei eine willkommene Gelegenheit, so der Caritasverantwortliche in der Diözese Würzburg, um Pater Dominikus für seine vielfältigen Dienste in Seelsorge und Kirchenmusik zu danken und die Bedeutung von beidem gerade in unserer Zeit zu betonen.

Die Predigt im Wortlaut:

„Der Überraschungs-Mönch“ – so lautete an diesem Freitag eine Überschrift in der WELT. Der Artikel zielte aber nicht auf Dich, lieber Pater Dominikus, obwohl der 40. Jahrestag Deiner Priesterweihe und insbesondere Dein vielfältiges segensreiches Wirken in den zurückliegenden vier Jahrzehnten dies gerade heute nahelegen würde.

„Der Überraschungs-Mönch“ – damit ist der neugewählte Papst Leo XIV. gemeint. In der Tat war und ist seine Wahl eine riesige Überraschung:

  • Bereits im vierten Wahlgang vertrauten ihm mindestens zweidrittel der Kardinäle die Hirtensorge für die Kirche an.
  • Mit der Wahl seines Namens knüpft er an den sogenannten „Arbeiterpapst“ an. Leo XIII. hat in einer politisch äußerst schwierigen Zeit, nämlich der industriellen Revolution, mit seiner Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ der Welt den Weg zu einer menschenwürdigen Arbeitswelt und zu einer sozial gerechten Gesellschaft aufgezeigt.
  • Viele Jahre lebte und wirkte er in Peru und kam so unmittelbar mit der Armut und Not von Menschen in Berührung.
  • Kardinal Robert Francis Prevost gilt als Kenner der Weltkirche.
  • Sein bischöflicher Wahlspruch „In Christus sind wir vielen eins“ ist ein deutlicher Hinweis, dass ihm die Einheit der Kirche in ihrer Vielfalt ein Herzensanliegen ist.
  • Als Präfekt des Bischofsdikasteriums sagte er in einem Interview im Blick auf den Hirtendienst: „Ein Bischof ist zum Dienen berufen.“ Offenbar hat Papst Franziskus bewusst ihm die Aufgabe anvertraut, bei der Auswahl der Bischöfe mitzuwirken.
  • Mehrfach hat er in den vergangenen Monaten Kritik an Donald Trump und seinem Vize Vance geäußert. Wörtlich sagte er u.a. „Vance liegt falsch: Jesus verlangt von uns nicht, unsere Liebe zu anderen abzustufen“. In einem Kommentar stand jetzt zu lesen: „Prevost kann für die USA werden, was Wojtyla für Polen wurde.“

In der Tat ist die Wahl von Papst Leo XIV. eine große Überraschung. Die ZEIT titelte „Hoffnungsträger einer verrückt gewordenen Welt“. Dazu möge es ihm gelingen, den Einfluss der Kirche zu nutzen. Und die Kirche hat ungeahnte Chancen! Die ZEIT schrieb von der „Faszination für die Papstwahl“. „Warum selbst Ungläubige die Papstwahl kratzt“. 70 Prozent der Deutschen, also weit mehr als der Kirche angehören, interessieren sich für den Papst – so das Ergebnis einer Blitzumfrage. Mit einem unvorstellbar großen Medieninteresse wurde die Wahl begleitet. „Sogar Atheisten blicken nach Rom“, schrieb die ZEIT. „Wie kann das eigentlich sein: Seit Jahren treten mehr und mehr Menschen aus der römisch-katholischen Kirche aus … nun diskutieren Menschen in Bahnen und Kneipen über mutmaßliche Kandidaten.“ Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob in den Menschen nicht doch eine andere Sehnsucht verwurzelt ist als die rein materialistische, ökonomische Denk- und Sichtweise auf die Welt und das Leben. Und ob die Menschen sich nicht doch einen Ratgeber in der Orientierungslosigkeit unserer Zeit wünschen?

Deshalb ist für mich mehr als ein überraschender Zufall, dass Leo XIV. am 8. Mai gewählt wurde, dem 80. Jahrestag des Endes des blutigen zweiten Krieg. Genau an diesem Tag tritt er vor die Weltöffentlichkeit und spricht sein erstes Wort als Papst: „Friede sei mit euch allen!“ Diesen Wunsch ruft er einer Welt zu, die überschattet ist von zahlreichen Kriegen, von Terror und Gewalt – in der Ukraine, in Palästina, weiteren Ländern des Nahen Ostens, in Indien und Pakistan, um nur einige Konfliktherde zu nennen.

Leo XIV. – wie die WELT titelte – „Der Überraschungs-Mönch“ ist selbst und hat eine Botschaft an die Welt und auch an die Kirche! Der 40. Jahrestag der Priesterweihe von Pater Dominikus ist deshalb ein sehr passender Anlass, um über unsere Sendung als Kirche nachzudenken und uns über unseren Auftrag in der Welt zu besinnen.
Die Welt braucht Orientierung!

  • Vor einigen Tagen wurde eine Forsa-Umfrage veröffentlicht, die feststellt: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland nimmt ab. Viele klagen über zunehmende Respektlosigkeit und Aggressivität – besonders im öffentlichen Raum und in den sogenannten sozialen Medien. 61 Prozent empfinden das Miteinander im Land als schlecht. 77 Prozent nehmen eine Zunahme von Beleidigungen und Aggressivität wahr.
  • Das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft wird immer häufiger danach taxiert, was es an Zeit und Geld kosten – im Blick auf alte Menschen wie auch auf Kinder.
  • Gerade zum Muttertag wurden in einer Vielzahl von Interviews Haltungen propagiert, das Leben ohne Kinder zu genießen. Vor einiger Zeit erschien ein Buch mit dem Titel „Kinderfrei statt kinderlos – ein Manifest“. Eine bekennende Feministin plädiert darin für einen Verzicht auf Kinder, unter anderem aus Gründen des Klimaschutzes. Sie beruft sich sogar auf den Club of Rome, der irgendwann vorgeschlagen hatte, an jede 50-Jährige ohne Kinder 50.000 Euro zu zahlen als Belohnung, weil sie den Planeten schone.
  • Menschliches Leben wird bewertet und gegebenenfalls aussortiert, am Anfang, am Ende, aber auch dazwischen, wenn es – salopp formuliert – „nichts mehr bringt“.

Für jeden Lebensbereich könnte man Beispiele nennen. Ob es um Kinder und ihre Entfaltung geht, um das Zusammenleben in der Familie, in einer Gemeinde, in unserem Volk oder um das Wirtschafts- und Arbeitsleben, das Agieren von Politik und Gewerkschaft. Ja, selbst im Sport, wie auch in den Medien und ihrem sensationsgierigen Umgang mit vermeintlichen Skandalen – in allen Bereichen ist das Vertrauen zueinander grundlegend erschüttert.
Wir dürfen es aber nicht beim Feststellen der bedenklichen Entwicklungen und Vorgänge belassen, sondern müssen uns fragen: Wie sieht unsere Antwort als Christen aus?

Vor kurzem war ich von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft zu einem höchst interessanten Vortrag eingeladen. Ein namhafter Professor für Ökonomie aus Berlin referierte über das Thema: „Zukunft neu denken – den Wandel erfolgreich managen“. Die Welt verändere sich in rasendem Tempo. Das führe auch zur politischen Instabilität, die dramatisch sei. Von den vielen Beispielen, die er nannte, will ich eines erwähnen: 
Vor Jahrhunderten wurde in den Klöstern über Jahre hinweg an einer Bibel geschrieben. Dann dauerte es Jahrzehnte, bis sich die Technik des Buchdrucks durchsetzte; das war aber ein riesiger Fortschritt, auch wenn es Generationen dauerte, bis sie viele nutzte. Als in unseren Tagen die digitale Technik mit dem Handy es möglich machte, in Sekunden Informationen weiterzugeben, nutzen dies innerhalb von 30 Tagen bereits 100 Millionen Menschen.

In der sich rasend schnell ändernden Welt verlieren viele Menschen die Übersicht. Es braucht Orientierung. Deshalb formulierte der Ökonomieprofessor: „Das eigentliche Problem liegt bei uns. Wir sind uns – scheinbar – oft zu sicher. … Der Wandel geschieht durch Menschen!“ Sein wichtiger Hinweis war: „Es muss sich etwas ändern, um Zukunft zu gestalten – insbesondere die persönliche Einstellung.“
Zu meiner Überraschung sagte der Ökonom – wohlbemerkt kein Theologe: Es brauche die Orientierung an einer gemeinsamen Weltsicht, dann entstehen gute Wege in die Zukunft. Deshalb verwundert es nicht, dass viele Manager und verantwortliche in der Wirtschaftswelt zu euch in die Abtei kommen, um sich inspirieren zu lassen, um sich Impulse, insbesondere aus der Benedikts Regel, zu holen: „Benedikt für Manager“.

Den vierten Ostersonntag heute nennen wir den Sonntag des Guten Hirten. An diesem Tag beten wir um Hirten für die Menschen unserer Tage. Dabei geht es aber nicht nur um Priester- und Ordensberufe, es geht um die vielen Hirten in der Welt, der Familie und des Berufslebens, in Medien, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, es geht um Menschen, die andere aufhorchen lassen für einen besseren Weg. Es geht um Menschen, die in dem Gewirr der Sinndeutungen und Lebensmuster die Frohe Botschaft mutig und mit Freimut verkünden und bezeugen. Das ist aber nicht nur mit Worten möglich.

Ebenso wichtig sind unsere wahrnehmbaren, erlebbaren, sichtbaren Zeichen, unsere Lebenshaltung, die Art und Weise, wie wir mit den Menschen, mit dem Leben, mit unserer Verantwortung umgehen, wie wir Not teilen, wie wir Konflikte lösen, wie wir anderen zum Leben verhelfen.
Leider finden unsere Worte oft nur schwer Gehör in der vorlauten Welt von heute; umso mehr sollten wir die Menschen – gerade junge, heranwachsende – hellhörig für die Frohe Botschaft machen durch die Art und Weise, wie wir aus unserem Glauben heraus leben und wirken.

Dazu gehört, wie Du, lieber Pater Dominikus, es immer wieder betonst, neben der Feier der Liturgie und der Weitergabe des Glaubens der sozial-caritative Dienst, die unmittelbare Sorge um die Menschen mit all ihren Nöten. Deswegen hast Du Dir für Dein Jubiläum eigentlich eine Caritas-Predigt gewünscht und mich darum gebeten. Nun aber war die Wahl des Papstes und das Interesse in aller Welt dafür wie ein Wink des Himmels, um über unsere Sendung und unseren Auftrag als Kirche zum Dienst am Leben nachzudenken.

Um die Menschen zum Nachdenken zu bringen, gehört ganz wesentlich auch die Kirchenmusik dazu. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes die „Begleitmusik“, um Menschen zur Ruhe zu bringen und nicht nur die Ohren, sondern insbesondere das Herz zu weiten für die dann vielleicht sogar überraschende Botschaft des Himmels, die uns hilft, den richtigen Weg zum Leben zu finden. Genau das gelingt Dir seit vielen Jahrzehnten mit Deinen vielfältigen musikalischen Begabungen und insbesondere mit Deinem meisterhaften Spiel der „Königin der Instrumente“, der Orgel. Auch deswegen kommen zahlreiche Menschen gerne in die Abtei Münsterschwarzach – nicht nur bei Deinen hervorragenden Abteikonzerten.

Der Sonntag des Guten Hirten, besser gesagt, die Botschaft des Guten Hirten ist – so besehen – ganz wichtig gegen den vielfach banalen und das Leben belastenden Lärm des Alltags.
Am Sonntag des Guten Hirten geht es um Überraschungen des Himmels, um die Frohe Botschaft für ein sinnvolles, erfülltes und geglücktes Leben. „Ich gebe ihnen ewiges Leben“, sagt Jesus.

„Der Überraschungs-Mönch“ – das ist gewiss Papst Leo XIV, aber das bist sicher auch Du, lieber Pater Dominikus, mit Deiner großen Begabung, dem Orgelspiel, mit dem Du viele Menschen inspirierst. Für diesen Dienst, aber auch für Deine vielfältigen seelsorglichen, priesterlichen Dienste – ob am Altar bei der Feier der Gottesdienste, ob bei Taufen, Trauungen wie auch Beerdigungen, ob in persönlichen Gesprächen oder im Beichtstuhl – danken Dir unzählige Menschen und stellvertretend für diese tun wir es heute hier in Deiner Heimatgemeinde. Und wir tun dies jetzt mit einem dankbaren Applaus – wie auf dem Petersplatz, eben für einen „Überraschungs-Mönch“!

Domkapitular Clemens Bieber
www.caritas-wuerzburg.de

Text zur Besinnung

Du erkennst deine Kirche
an denen, die dich loben
füreinander einstehen
sich selbst vergessen
an dir festhalten
sich hingeben
über die Welt hinaus hoffen
Widerstand leisten
sich nicht verführen lassen
Salz sind für die Erde
um die Einheit kämpfen
sich behüten und bewahren lassen
um selbst zu hüten und zu bewahren.
Du erkennst deine Kirche an
den Liebenden.

(Autor unbekannt)