Auch beim 36. Internationalen Africa Festival in Würzburg war wieder Raum für ernste Themen: Heuer informierte der Caritas-Fachverband IN VIA Würzburg auf dem „Platz der Initiativen“ über weibliche Genitalbeschneidung (FGM/C) – und stellte konkrete Hilfsangebote vor. Mit anschaulichen Infotafeln, zum Teil mehrsprachigem Material und einem offenen Gesprächsangebot nutzte das Team die Gelegenheit, mit Interessierten in den Austausch zu kommen.
Beratung, Vernetzung, neue Perspektiven
„Das Africa Festival zieht Menschen aller Generationen, Kulturen und Hintergründe an – ein idealer Ort, um Hemmschwellen abzubauen“, sagt Julia Seeber, Leiterin der Fachberatungsstelle. „Wir konnten nicht nur viele Besucherinnen und Besucher erreichen, sondern auch potenzielle Netzwerkpartner und Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittler – ein wichtiger Schritt, um betroffene Frauen besser zu unterstützen.“
Auch mit Fachkräften aus Medizin, Sozialarbeit und Integrationsarbeit wurden Gespräche geführt und mögliche Kooperationen ausgelotet. Zudem machte das Team auf ein geplantes Wohnprojekt für besonders schutzbedürftige geflüchtete Frauen und ihre Kinder aufmerksam, das ab Oktober starten soll – ein in der Region bislang einmaliges Vorhaben.
Großer Handlungsbedarf
Allein in Würzburg gelten rund 430 Mädchen und Frauen als von FGM/C betroffen oder bedroht; bayernweit sind es laut der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes über 20.000. IN VIA Würzburg bietet seit November 2023 niedrigschwellige, mehrsprachige Beratung an – gestützt durch ein Peer-to-Peer-Konzept mit speziell geschulten Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittlern. Häufig geht es dabei um Fragen zu Genitalverstümmelung im Zusammenhang mit Asyl, Kinderschutz, Gesundheit und Schwangerschaft. Bei Bedarf werden die Ratsuchenden zudem gezielt zu medizinischen und psychosozialen Hilfsangeboten vermittelt. Oft gibt es dabei jedoch lange Wartezeiten.
Als Teil des Bayerischen Beratungs- und Präventionsnetzwerks gegen FGM/C, das vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zur Bekämpfung von weiblicher Genitalbeschneidung gefördert wird, engagiert sich IN VIA Würzburg nicht nur in der direkten Hilfe, sondern auch in der Sensibilisierung von Fachkräften. Ergänzend bietet IN VIA Bayern landesweite Schulungen an.
Weitere Informationen zur Beratungsstelle gibt es bei IN VIA Würzburg, Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, Telefon 0931/386-66850, Homepage: www.invia-wuerzburg.de.
Annette Bieber | IN VIA Würzburg