Würzburg (POW) Über 95 Prozent der Kunden der Caritas-Sozialstationen im Bistum Würzburg sind mit der Betreuung durch die Pflegekräfte zufrieden. So lautet das Ergebnis einer aufwändigen Kundenbefragung zum Thema Pflegequalität, an der sich 23 von 41 unterfränkischen Caritas-Sozialstationen in den vergangenen Monaten beteiligt haben. Die Pflegekräfte der Caritas versorgen täglich einige Tausend Patienten zur Hause. Franziska Hammel, Studentin für Sozialwesen an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, begleitete die Umfrage im Rahmen ihrer Diplomarbeit wissenschaftlich. Von 2.865 verteilten Fragebögen mit 40 Fragen kamen 1963, das heißt 68,5 Prozent, ausgefüllt zurück. Um die Anonymität der Kunden zu wahren und Gefälligkeitsantworten zu vermeiden, war jedem Fragebogen ein frankierter Rückantwortumschlag beigelegt. Zwei Drittel der Befragten waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 83,4 Jahren.
Die Pflegekräfte der Caritas wurden überwiegend positiv beurteilt. 76,6 Prozent der Befragten stimmten voll zu, dass sie immer höflich behandelt würden, weitere 18,5 Prozent stimmten einfach zu und vergaben damit zu 95,1 Prozent die Noten eins und zwei. 71,7 Prozent der Befragten beurteilten die Pflegekräfte als voll vertrauenswürdig, 22,7 Prozent vergaben die Note zwei. Ähnlich waren die Werte bei den Fragen zum Beispiel nach der Hilfsbereitschaft, der Termineinhaltung, dem Eingehen auf Wünsche, der Qualität der Beratung der Pflege selber und der Erreichbarkeit der Sozialstation. Erfreut habe vor allem die Tatsache, dass 71,7 Prozent mit „eindeutig ja“ und 20,1 Prozent mit „ich glaube ja“ ihre Sozialstation weiterempfehlen würden, sagte Georg Sperrle, Bereichsleiter ambulante Pflege und Familienpflege beim Diözesan-Caritasverband. Dennoch sei konstruktive Kritik jederzeit willkommen.
Daher wurde auch gefragt, ob schon mal Grund zu einer Beschwerde bestanden habe. Bei 73,3 Prozent war es noch nie der Fall, und in den weitaus meisten dieser Fälle (85,7 Prozent) wurde das angesprochene Problem ganz oder teilweise behoben. „Wir wollen uns aber auf diesen Erfolgen nicht ausruhen und fordern daher unsere Kunden immer wieder auf, sich zu beschweren, wenn es nötig ist“, erläuterte Sperrle. Eine der Anregungen könne aber wohl nicht umgesetzt werden: Ein älterer Patient habe vorgeschlagen, die Schwestern mögen bei ihrer Arbeit alte Volks- und Wanderlieder singen und alte Schwesterntracht tragen.
Die Kunden sind mit der Situation überwiegend zufrieden. Die Caritas auch? „Wir weisen niemand ab und stellen eine flächendeckende Versorgung bereit. Daher brauchen wir vor allem eine kostendeckende Erstattung der erbrachten Leistungen“, sagte Caritasdirektor Martin Pfriem. Seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 seien die Pflegesätze kaum angehoben worden und deckten daher schon lange nicht mehr die Betriebskosten. Gabriele Würstlein, Pflegedienstleitung der Caritas-Sozialstation Sankt Hildegard in Schöllkrippen, wünscht sich vor allem eine Entbürokratisierung der Pflege, denn „die Abrechnung nach starren Leistungskomplexen, die von der Pflegeversicherung vorgegeben werden, wird einer individuellen und ganzheitlichen Pflege nicht gerecht“. Die Rahmenbedingungen der Pflege stimmten schon lange nicht mehr, erklärten die Caritasverantwortlichen einstimmig. Die Anforderungen würden ständig steigen, neue Expertenstandards wie für Dekubitusprophylaxe oder Sturzprophylaxe seien zwar sinnvoll, verursachten aber auch mehr Aufwand und Kosten.
Im neuen Pflegegesetz sei zwar der Mehraufwand für die Betreuung von Demenzkranken erstmals in größerem Maße berücksichtigt, doch die Spanne reiche von 460 bis 2400 Euro pro Jahr. Welche Hürden und Zwischenschritte dabei eingebaut würden, sei noch nicht bekannt. Und selbst bei einem Vollbild von Demenz, das eine 24-Stunden Betreuung nötig mache, seien 2400 Euro im Jahr nicht viel, erläuterte Würstlein. Deutlich sprachen sich Pfriem und Sperrle gegen Pflegestützpunkte aus, wie sie die Pflegereform erwägt. Laut Gesetz soll ein Pflegestützpunkt auf 20.000 Einwohner Bewohner kommen. Allein in Unterfranken würde das 67 zusätzliche Stützpunkte bedeuten. „Ein Unsinn, dieses System – besetzt mit Personal der Krankenkassen – neben den bestehenden Sozialstationen zu installieren“, betonte Sperrle.
Die vollständige Umfrage steht zum Download unter www.caritas-wuerzburg.de bereit.
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