Würzburg (POW) „Berufung will durch Zeichen sichtbar werden. Sie vertreten sichtbar die evangelischen Räte Armut, Gehorsam und Keuschheit. Diesen Schatz, der eine große Faszination ausübt, müssen wir hegen und pflegen.“ Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Mittwoch, 5. Juli, beim Tag der Orden und Weltmission bei einem Gottesdienst mit rund 450 Ordensleuten im Kiliansdom betont. Die Eucharistiefeier gestaltete der Bischof mit zahlreichen Ordenspriestern, Ordensreferent Domdekan Prälat Kurt Witzel und den Domkapitularen Hans Herderich, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge sowie Domkapitular Dr. Heinz Geist, Leiter der Hauptabteilung Personalwesen. Besonders begrüßte der Bischof die Frauen und Männer, die derzeit in Unterfranken auf Heimaturlaub sind und als Missionare in den USA, in Sambia, Südafrika, Bolivien, Ghana, Mosambik, Simbabwe, Tansania, Uruguay und Kenia eingesetzt sind.
In seiner Predigt hob Bischof Hofmann den großen Hunger nach Gott hervor, der gestillt werden müsse. Durch ihr Lebenszeugnis könnten die Ordensleute Antworten geben auf Fragen, die von Kindern und Jugendlichen oft sehr behutsam, manchmal verdeckt gestellt würden. „Lassen Sie etwas von Gottes Lebenswirklichkeit aufscheinen“, sagte der Bischof. Die Ordensleute lebten wie der heilige Franziskus bedürfnislos, um Gott zu gewinnen. So machten Sie in einer konsumorientierten Welt deutlich: „Es gibt Bedeutsameres als Geld.“ Am Beispiel des heiligen Augustinus werde deutlich, dass ein Leben neue Kraft gewinnt, wenn es von sexueller Zügellosigkeit zu gelebter Keuschheit gelangt. Augustinus habe nach seinen Ausschweifungen zu Gott gefunden und nach seiner Bekehrung Schriften hinterlassen, die auch heute frisch und unverbraucht wirkten.
Edith Stein, die im Konzentrationslager Auschwitz von den Nationalsozialisten getötet wurde, habe gezeigt, wie Gehorsam frei mache: Die 1998 heilig Gesprochene habe in der Pubertät den jüdischen Glauben ihrer Eltern verloren. Erst im Philosophiestudium habe sie zum christlichen Glauben gefunden. Als ihr von den Nationalsozialisten ein Lehrverbot erteilt wurde, trat sie in Köln in den Karmel ein. „Sie stellte sich freiwillig in die Nachfolge Christi – bis in die Konsequenz ihres Todes im KZ.“
Der heilige Kilian sei mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan aufgebrochen, weil er die Bibelstelle gelesen hatte, die davon sprach, dass derjenige, der Christus nachfolgen wolle, sein Kreuz auf sich nehmen müsse. „Vergessen Sie nicht Ihre persönliche Liebe der ersten Berufung“, rief der Bischof den Ordensleuten zu.
Am Vormittag hielt Privatdozentin Dr. Hildegund Keul, Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, einen Vortrag zum Thema „Berufung heute – das visionäre Potenzial der Orden in einer Zeit des Umbruchs.“ Sie betonte, dass es bedeutsam sei, zu wissen, von wo man aufbreche und ein Ziel zu haben, auf das man zugehen könne. Am Beispiel der heiligen Gertrud von Helfta zeigte sie auf, was so zu erreichen sei: Die Mystikerin gründete im 14. Jahrhundert in Thüringen ein Kloster, in dem sie ihre Form der Spiritualität umsetzen konnte und war eine gesuchte Ratgeberin und Seelsorgerin.
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