Im alten Ägypten existierte einst ein Gotteskult, bei dem das göttliche Wesen in einem Heiligtum hinter einem Vorhang verborgen war – ein Vorhang, den niemand öffnen durfte. Eines Tages ließ sich ein Gottessucher in das Heiligtum einschließen. Er öffnete den Vorhang – und fiel vor Schreck tot um. Denn er fand: nichts. „Unser Gott ist anders. Er will sich mitteilen.“ Mit diesem Gedanken begann Pfarrer i.R. Friedbert Simon am Vorabend des Dreifaltigkeitssonntags seine Predigt.
Eine Heilige Messe, welche zu mystischen Gottesbegegnungen einlud.
Es war eine fast „mystische“ Heilige Messe mit tiefgehenden Impulsen über Gottes Wirken im persönlichen Leben.Die Dreifaltigkeit gilt als eine der komplexesten theologischen Fragestellungen. Selbst Theologen „beißen sich daran die Zähne aus“. Doch der 81-jährige Geistliche, der seinen Ruhestand in Obernburg verbringt, machte Mut: Gott wirke bis in das Leben jedes Gläubigen hinein. „Weil Gott lebt, haben wir eine Zukunft“, rief er der Gemeinde von der Kanzel entgegen.
Er beschrieb die Dreifaltigkeit als dynamisches Geschehen, in das alle Christen eingebunden sind. Dabei griff er immer wieder auf die Lesungen des Tages zurück. Im Römerbrief macht der Apostel Paulus deutlich: Allein die Gnade Gottes – ausgegossen durch den Heiligen Geist – führt den Menschen in Gottes Liebe. Die Theologie spricht von „drei Personen in einem Wesen“ – ein göttliches Geheimnis, das sich menschlichem Verstehen entzieht. Der Heilige Geist sei es, so Simon, der in dieses Geschehen hineinführt – und sich dem Menschen in der Bibel offenbart. „In Jesus Christus Christus hat Gott sein menschliches Gesicht gezeigt“, so der Ruhestandsgeistliche. Auch Kreuz und Leid gehörten dazu. Gott kenne die Schattenseiten des Lebens – und schenke durch Tod, Auferstehung und Erlösung seines Sohnes eine Liebe, die niemals endet.
Die Freude an Gott ist unsere Kraft
Besonders kraftvoll empfand der Pfarrer ein alttestamentliches Zitat aus dem Buch Nehemia: „Die Freude am Herrn ist meine Kraft.“ Dieser Satz, etwa 500 Jahre vor Christus im Buch Nehemia aufgeschrieben, sollte das Volk Israel trösten, welches nach dem Exil in ihre Heimat, dem völlig zerstörten Israel, zurückkehrte. Immer wieder wurde dieser Kehrvers von der Gemeinde während des Antwortpsalms gesungen. Verkündet wurde dieser vom Organisten und Kantor Christoph Kruyer.
Schmetternde Dreifaltigkeitslieder
Freilich durften auch die festlichen und dynamischen Dreifaltigkeitslieder aus dem Würzburger Teil des Gotteslobes nicht fehlen. Sie wurden von der Gemeinde kräftig schmetternd mitgesungen. Gleich zum Auftakt erklang: „Sei gelobt und hochgepriesen, heiligste Dreifaltigkeit“.
Von "schmutzigen Menschen" und "Ilegalem Heuwenden"
Ältere Gläubige erinnern sich, dass der Dreifaltigkeitssonntag früher als höchstes Hochfest des Kirchenjahres galt. An diesem Tag wurde und durfte nicht gebadet und nicht gearbeitet werden. Selbst das Heu blieb ungewendet. Doch raffinierte wussten sich zu helfen: Während die Gemeinde am Nachmittag an einem Bildstock zur Andacht verweilte, nutzten sie den Moment, um rasch das Heu zu wenden – begleitet vom wohl innigsten Gebet des Nachmittags, nicht erwischt zu werden